Ein Garten als Leinwand
Von der Viehwiese zum Skulpturengarten.
Für das Futter von zwei Kühen oder zehn Schafen rechnet man einen Hektar Weideland. Für die Kunst auf einem Hektar bietet der Skulpturengarten jährlich zehn Künstlerinnen und Künstlern einen Raum.
Der Weg von der Viehwiese zum Skulpturengarten war lang und dauerte Jahrzehnte. Am Anfang war Phantasie und Tatkraft gefordert und ich stand vor der Frage: Was machen aus einer 6.000 Quadratmeter großen verwilderten Wiese?
Als ich das Grundstück übernahm, befand sich hinter dem Haus eine feuchte und unfruchtbare Weide die von hohen Schwarzerlen und Pappeln gesäumt war. Zu diesem Zeitpunkt war das Areal schon seit mehreren Jahren nicht mehr landwirtschaftlich genutzt worden, und dementsprechend verwildert war das Gelände. Der Reiz des baumumstandenen Grundstücks war zum einen die Lage, direkt am See, zum anderen die Größe.
In Anbetracht der Größe des Anwesens wurde sehr schnell offensichtlich, dass ich den Raum strukturieren musste, damit aus der Wildnis ein Garten wird. Und um dies mit einem vernünftigen Budget hinzubekommen, galt es von nun an, sich immer und überall selbst einzubringen.
So nahm ich die Umsetzung selbst in die Hand. Nur mit kreativer Planung und größtem körperlichen Einsatz (meinerseits) nahm der Garten Gestalt an. So wurde aus dem mehr oder weniger Nichts ohne große Vorlage, aber mit einer Vision das, was heute hier zu sehen ist.
2007 konnte ich ein über 5.000 Quadratmeter großes Nachbargrundstück dazukaufen, das im Norden an das vorhandene Grundstück anschloss. Dieser Bereich lag seit über 30 Jahren brach und war ebenfalls eine Wildnis. Bevor daraus ein veritabler Garten entstand, hieß es, die Ärmel hochkrempeln und das undurchdringliche Dickicht von Bäumen, Sträuchern, Brennnesseln und Brombeeren roden. In den darauf folgenden Jahren wurden die Pläne Schritt für Schritt umgesetzt. Handarbeit war angesagt und das dauert. Nach zwanzig Jahren Pflanzen, Pflegen und Schneiden schloss sich der Garten mit seinen Hecken zu ansehnlichen Räumen.
Wer nun meint, ein Garten sei eines Tages fertig, der irrt. Ohne regulierendes Eingreifen wird der Garten schnell zu einer Wildnis ohne Struktur. Der Garten fordert mich jeden Tag. Mal diktatorisch, mal spielerisch, aber stets überzeugend. Ich spiele mit der Natur und fordere sie heraus, immer mit der Gewissheit, dass sie stärker ist als ich.
GALERIE
GARTENPLAN
Ein Hektar für die Kunst.
Augenweide statt Viehfutter
Der Skulpturengarten liegt inmitten einer ländlich idyllischen Landschaft im Naturpark Dümmer zwischen Bremen und Osnabrück. Der über einen Hektar große Garten befindet sich im Ortskern von Hüde am Ende einer kleinen Sackgasse.
Der Garten ist in Ost-West-Richtung zum See hin ausgerichtet. Eine alte, 80 Meter lange Schwarzerlenallee bildet das Rückgrat der Anlage und teilt die große Fläche in zwei Bereiche. Charakteristisch und prägend für den westlichen Bereich sind 1,50 Meter hohe Chinaschilf-Reihen, die sich vom Ende des hausnahen Bauern-Gartens bis zur natürlichen Schilfzone schlängeln. Der nördliche Teil wird von einem großen Teich geprägt, in dem sich Frösche und Fische zu Hause fühlen.
Der in Nähe des Hauses gestaltete Formengarten ist durch eine klare Symmetrie gekennzeichnet. Hecken, Taxuskegel, Kugeln und Einfassungen aus selbst gezogenem Buchsbaum bilden zusammen mit in Form geschnittenen Gehölzen das Grundgerüst. Statt vieler Blüten gibt es grüne Rabatten. Unterschiedliche Blattformen und immergrüne Pflanzen bringen Struktur in den Garten.
Klare Formen schenken dem Garten Ruhe und bilden so eine wirkungsvolle Kulisse für zeitgenössische Kunst. Unterschiedliche Hecken gliedern die Gartenteile in verschiedene Räume, die Sie zu einer Entdeckungstour auffordern. Und je weiter man sich vom Haus entfernt, desto mehr geht der Garten in die Landschaft über, in die er eingebettet ist, und endet an der natürlichen Schilfzone des Dümmer Sees.